Donnerstag, 16. März 2023

Saint Nicholas Abbey, Saint Peter, Barbados

Saint Nicholas Abbey ist nicht - wie man denken könnte - eine Kirche, sondern das Herrenhaus einer historischen Zuckerrohr-Plantage. Die Gebäude aus dem 17. Jahrhundert sind erhalten und nach einer längeren Pause wird auch wieder Zuckerrohr angebaut - aber nur für die eigene Rum-Destillerie.

Saint Nicholas Abbey

Wir sind natürlich mit dem Bus hingefahren, eine Reise von 38 km und fast 90 Minuten. Wir haben diesen Bus mit einer Fahrplan-App gefunden und er kam pünktlich. Es gibt aber auch Busse, Minibusse und sogenannte ZR-Taxis (haben ein Nummernschild, das mit ZR beginnt), die keinen Fahrplan haben und die man auch hätte nehmen können. Alle haben einen Einheitspreis (ohne Umsteigen) von 3,50 Bayan Dollars, etwa 1,60 EUR. Unser Bus entpuppte sich schnell als Schulbus und war stark überfüllt. Erst kurz vor Speightstown leerte sich der Bus langsam und dann ging es aufs Land. Schmale Straßen, viele Schleifen, um auch kleinste Orte zu erreichen, immer nur durch Zuckerrohrfelder. Dann kam unsere Haltestelle, irgendwo im Nirgendwo, umgeben von Zuckerrohrfeldern. Den kleinen Weg sollten wir längs gehen, das würde schon passen.

Irgendwo dahinten soll St. Nicholas Abbey sein ...

Es passte dann auch und wir kamen sozusagen durch die Hintertür auf das Gelände. Zuerst mussten wir den Ticketschalter suchen und dann ging es an die Besichtigung. Der Eintritt für alles (Geführte Tour durch das Haus, die Zuckerrohr-Mühle und die Rum-Destillerie mit Verkostung, eine Filmvorführung und eine Fahrt mit dem wieder aufgebauten Sugar-Train) betrug 100 Bayan Dollars pro Person, etwa 46 EUR. Das musste heute mal sein.

Fahrt mit dem Sugar Train

Es begann mit der Zugfahrt. Wie z. B. auch auf St. Kitts hat man die Plantagen für Zuckerrohr mit Zügen erschlossen. Damit wurden die Produkte (Zucker, Melasse, Sirup und Rum) nach Bridgetown gebracht. Es gab auch Personenzüge mit erster bis dritter Klasse: Wenn es steil bergauf ging, durften Reisende erster Klasse sitzen bleiben, Reisende zweiter Klasse sind zu Fuß den Berg hochgegangen und Reisende dritter Klasse mussten schieben. Eine Vorstellung davon bekam ich. als ich am Ende der kurzen Strecke half, die Lokomotive auf einem Drehteller zu wenden.


Der Zug fuhr nur ein paar Kilometer bergauf auf den Cherry Hill. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf die gesamte Ostküste der Insel.

Blick vom Cherry Hill auf die Ostküste der Insel

Zurück auf der Plantage begann die Führung mit einem Rundgang durch die Zuckerrohrmühle. Früher gab es eine Windmühle, die aber 1890 durch eine dampfbetriebene Mühle ersetzt wurde. 1947 wurde die Produktion von Zucker eingestellt und die historische Maschine als Schrott verkauft. 1983 hat man eine ähnliche Dampfmühle wieder gekauft und seit 2006 ist diese wieder im Betrieb. Hier wird jetzt wieder Zucker (für den Rum) hergestellt, wie man es früher getan hatte.

Dampfbetriebene Mühle für Zuckerrohr

In der Destillery wurde uns der chemische und physikalische Vorgang erläutert. Der Rum ist zunächst weiß, erst durch das Lagern in Fässern erhält er seine braune Farbe. 

Vlnr: Zuckerrohrsirup, Hefe, weißer Rum, 5 Jahre alter Rum

Im Haus war der Gentleman's Chair von 1936 das bemerkenswerteste Objekt. Mit Seitentisch für den Tee, verstellbarem Tisch für das Essen, Buchhalter und Leselicht sowie verstellbaren Armlehnen und Fußstützen. Und das schönste: Wenn der Herr des Hauses eingeschlafen war und mit dem Schnarchen die anderen störte, konnte er auf den Rollen einfach aus dem Zimmer gefahren werden.

Gentleman's Chair

Das Obergeschoss durfte nicht besichtigt werden. Dort befinden sich 7 Schlafzimmer, davon zwei mit Kamin. Die Kamine sind nie benutzt worden, offensichtlich hat der Architekt nicht bedacht, dass er ein Haus in der Karibik baut und eine Heizung dort entbehrlich ist. An die Kühlung hat der Architekt aber gedacht: Er hat das Portal voll auf den Wind ausgerichtet, den man dann schön kühl durchs Haus blasen lassen kann.

Es gab noch eine Filmvorführung von 20 Minuten, die wir sehr interessant fanden. Es ist ein 1935 gedrehter Film mit Ferienszenen, der 45 Jahre später zufällig vom Sohn wieder entdeckt wurde. Der ließ den Film aufarbeiten und auf etwa die Hälfte kürzen und kommentieren - jetzt ist es ein schöner Einblick, wie es damals auf der Insel und der Plantage war.

Zum Schluss gab es eine Kostprobe des Rums. Nix für Dörte, obwohl er ganz weich war. Sie hielt sich lieber an den Kaffee-Likör. Danach haben wir uns auf den Heimweg gemacht, ihr wisst schon, den Weg über die Zuckerrohrfelder. Der Fahrplanbus sollte alle 2 Stunden kommen, aber es gab ja noch die anderen Busse. Ein Einheimischer zeigte uns den besten Platz, um zu warten. Er hat sich nett mit uns unterhalten, bis wir sicher in einem ZR-Taxi nach Speightstown saßen.

Fishermen's Pub mit Ministrand

In Speightstown haben wir in einem Pub zu Mittag gegessen. Ich habe zum ersten Mal gebratene fliegende Fische probiert - das war lecker und ohne Gräten. Dörte war von den gekochten Brotfrüchten angetan. Wir waren zu müde, um uns noch einmal umzuziehen und am Strand ins Wasser zu gehen.

Strand in Speightstown
Kreuzfahrtgäste müssen hier ausgebootet werden

Der Bus von Speightstown nach Bridgetown war ziemlich anstrengend wegen der überlauten Musik. Immer nur karibischer Rap in brüllender Lautstärke kann schon auf die Nerven gehen. Aber auch das gehört dazu! In Bridgetown haben wir dann noch einen kleinen Abstecher gemacht, um das Haus zu fotografieren, in dem Rihanna einst gelebt hat.

Hier wohnte Rihanna früher

Anmerkungen von Dörte:

Der Nachname unserer Führerin war Cumberbatch. Sie erläuterte, dass freigelassene Sklaven als Nachnamen meist den ihrer früheren Besitzer übernommen hätten und bei ihren Vorfahren wäre das ein Vorfahr des britischen Schauspielers gewesen. Es gäbe viele Cumberbatch-Familien auf Barbados. Scherzhaft fügte sie hinzu, dass sie also mit Dr. Strange verwandt wäre. Witzig ist das allerdings nicht, sondern eher strange. 

Ähnlichkeit mit Benedict C. festzustellen?

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